DER BAU & DIE WERKSTOFFE [anno 1958]

Die Studienphase des Atomiums wurde im Januar 1955 eingeleitet, und es wurden schnell umfangreiche Windkanaltests durchgeführt, damals eine Weltneuheit, zur Ermittlung des Windwiderstandes der Kugeln.

Es wurde beschlossen, das tragende Gerüst der Kugeln aus Stahl und ihre Beschichtung aus Aluminium zu fertigen.

Angesichts extrem kleiner Zeitfenster wurden zwei Unternehmen mit der Ausführung der Arbeiten betraut: La Construction Soudée aus Haren in der Brüsseler Umgebung, wo Studien und Berechnungen zentralisiert wurden, und die Ateliers de Construction in Jambes-Namur, zur Montage der Struktur.

Da der Bau sowohl schnell als auch vereinfacht sein musste, wurde das Atomium als eine Art Meccano-Baukasten geplant, bei dem so viel möglich standardisierte, vorgefertigte Teile auf der Baustelle zusammengesetzt werden sollten.

Vier aus mehreren Pfählen bestehende Sätze und Stahlbetonplatten bilden die Fundamente. Diese Pfähle wurden bis auf eine Tiefe von 17,5 Metern in den Boden eingelassen, wobei jeder von ihnen eine Last von 55 Tonnen tragen kann. Das zentrale Fundament des Gebäudes besteht aus 59 Pfählen.

Das Gerüst der Kugeln besteht aus zwölf großen Halbkreisbögen aus zusammengeschweißten Stahlblechkästen. Um Veränderungen aufgrund thermischer Schwankungen entgegenzuwirken, wurde ein Stahl mit hoher Streckgrenze verwendet.

Die äußere Bekleidung der Kugeln stellte eine Herausforderung dar, da es keinerlei bekannte Konstruktionen gab, die als Beispiel hätten dienen können. Jede Außenhaut der Kugeln wurde in 48 gleiche sphärische Dreiecke geschnitten. Diese dreieckigen Platten bestehen aus fünfzehn kleineren Dreiecken, sodass sich die Bekleidung des Atomiums letztendlich aus beinahe 9 000 Platten zusammensetzt. Diese wurden miteinander vernietet, wobei eine Plastikdichtung für eine Problemlose Dilatation sorgen musste. Eine elektrochemische Behandlung und die Anodisierung verleihen den Kugeln das von André Waterkeyn und den Polak-Brüdern vorgesehene glänzende Aussehen.

Sowohl die obere Kugel als auch die Kugeln darunter, in denen der Rundgang 1958 endete, sind mit Fenstern ausgestattet. Die anderen sechs Kugeln haben ekliptische Bullaugen als Öffnung, zur Verbesserung der vorgesehenen künstlichen Beleuchtung. Diese Kugeln sind fensterlos, um die Aufmerksamkeit der Besucher nicht zu sehr auf die Aussicht zu lenken und so den Besucherstrom zu verlangsamen.

Nach 18 Monaten der Vorbereitung und der Experimente, wurde im März 1956 mit dem Bau begonnen. Stück für Stück wurden die verschiedenen Elemente aufgebaut: Der erste vertikale Mast wurde im Januar 1957 errichtet; die Montage der Basiskugel erfolgte im Mai 1957. Die Errichtung des Zentralmastes und der Zweibeinstützen war für den Zeitraum zwischen Juni und September 1957 vorgesehen. Die Kugeln wurden konsekutiv zwischen Oktober 1957 und März 1958 montiert. Am 25. März 1958 wurde das Atomium fertiggestellt, d. h. einen Monat vor der Eröffnung der Weltausstellung.

Aus praktischen Erwägungen hinsichtlich des Besucherstroms, waren nur 6 Kugeln für die Öffentlichkeit zugänglich. Vier Kugeln [Basiskugel, Zentralkugel und zwei der unteren Kugeln] wurden der Ausstellung zum Thema der friedlichen Anwendung von Atomenergie vorbehalten. In der obersten Kugel wurde vom belgischen Architekten Stanislas Jasinski ein Restaurant für 250 Personen eingerichtet.